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Interview
Götz Dittmar

Was hat Sie am meisten geprägt?


Am meisten geprägt haben mich die Jahre in Aurich von meinem sechsten Lebensjahr bis zum Zwanzigsten. Ich liebte die Nähe zum Meer, die Freiheiten, die ich als Kind genoss. Bis heute mag ich die sympathische Art der Friesen, Ihre überlieferten Sprüche und Geschichten. Geprägt haben mich die Ostfriesischen mit ihrer „einfach machen“ Mentalität, wie sie sich auch in dem in die Hände Spuckenden „Denn man tau!“ niederschlägt. Und so rau die Ostfriesen wirken – das Herz ist doch immer dabei.

Ist das auch der Grund für Ihr Motto „Rüm Hart, klaar Kiming“?

Ja, der Wahlspruch friesischer Kapitäne beschreibt auch sehr gut meine Persönlichkeit. Die Verbindung von Empathie und Weitblick. So bin ich und so arbeite ich. Aber der Spruch hat für mich auch eine starke Verbindung zu den Seenotrettern der DGzRS, die ich seit vielen Jahren unterstütze.

Jetzt leben Sie ja schon länger in Schwaben. Was mögen Sie an der schwäbischen Mentalität?


2014 fand ich eine zweite Heimat in Ostfildern. An der schwäbischen Mentalität gefällt mir der sprichwörtlich sorgsame Umgang mit Geld – auch im Geschäftsleben: „A Schwob wird nedd reich durch viel vrdiena, sondern durch wenig ausgäba!“. Neben der Sparsamkeit ist aber auch die Maxime „action for satisfaction“ (Übers.: nur Aktion bringt Satisfaktion) ein wesentlicher Leitsatz in meinen Interimstätigkeiten. Mir geht es darum, Menschen dazu zu ermutigen, aktiv zu werden und ihre Ziele zu verfolgen, denn Zufriedenheit (satisfaction) stellt sich immer dann ein, wenn Menschen ihre Ziele aktiv verfolgen (action).

Sie haben sich die ganzen Jahrzehnte kontinuierlich weitergebildet. Waren Sie als Kind auch schon so?


Ja, das war ich in der Tat. Ich hatte schon immer einen unstillbaren Hunger auf pragmatisches Wissen. Andere in meinem Alter lasen seinerzeit Hesse - ohne ihn zu verstehen, selbstverständlich – ich machte den Übungsleiter in Tennis. Als junger Mann lernte ich sehr viel über mich selbst, ich probierte ich mich aus. Nicht zuletzt im Klettern und anderen alpinen Sportarten. Auch wenn mir das Wissen nicht „in den Schoß fiel“, bin ich doch immer „dran“ geblieben, egal welcher Art die Weiterbildung war, und habe die gesteckten Ziele erreicht.

Wie kamen Sie eigentlich zu Ihrem heutigen Beruf als Interim Manager?


Eine spezifische Ausbildung gibt es ja bis heute nicht. Meine Ausbildung bei der Steinbeis Hochschule Berlin war seinerzeit berufsbegleitend zu meiner Tätigkeit als Entwicklungsleiter der „Scharfenbergkupplung“ (heute Voith) und diente hier als „Training on the Job“. Das war eine echte Herausforderung, meine Leitungsfunktion, das Privatleben und die Weiterbildung unter einen Hut zu bekommen! Als ich vor etlichen Jahren den Dipl.-Ing in Elektrotechnik absolvierte, dachte ich, dass ich nach der Auszeit in Australien und Neuseeland nur noch einen guten Job brauche und dann liefe alles wie von selbst bis zur Rente.


2013 beendete ich dann allerdings meine Angestelltenzeit. Ich fühlte mich auf Dauer zu wenig gefordert. Es war dann aber doch ein längerer Weg, was auch mit der privaten Situation zusammenhing: Vier Jobs und 8 Jahre später, erkannte ich, dass kein fester Job jemals das von mir fordern wird, was das Interim-Management verlangt.


Denn da wird zufälligerweise genau das gebraucht, was ich am besten kann: Sich blitzschnell auf neue Menschen, neue Situationen einstellen, das Kernproblem identifizieren, und analysieren zu können, Wechselwirkungen, Verflechtungen zu durchschauen und aus diesem Erkennen heraus zukunftsorientierte, tragfähige Lösungen zu schaffen, die echten Nutzen generieren. Und es bleibt nicht theoretisch, da ich an allen Aufgaben – anders als ein Berater – auch operativ mitwirke. Viel geht hier über den Aufbau von neuen Netzwerken, auch Entwicklung neuer Lieferkontakte und Aufstellen neuer Mitarbeiterpositionen. Das Lernen hört dabei niemals auf und ich „liebe“ die Mission Impossible noch immer.

Das Interview führte Udo Bocken aus Badbergen, VRIM Verband Rheintaler Interim Manager